Wie du eine/n passenden Therapeut/in für dich findest

DISCLAIMER: 

Seit Corona, aber auch schon davor, ist das therapeutische Versorgungssystem komplett überlastet. Einen Therapeuten/eine Therapeutin zu finden kann zur Zeit wahnsinnig schwer sein. Wenn du gerade keinen findest, obwohl du schon die Schritte unten durchlaufen hast (also dir klar geworden bist, dass du gerne Unterstützung haben möchtest für bestimmte Themen), dann bitte tu mir einen Gefallen und rutsche nicht ab in ein “Noch nicht mal das schaffe ich” oder anderweitig dir die Schuld dafür zu geben. Es liegt am System, was bescheuert aufgebaut ist und nicht an dir. Und wenn wir sowieso schon in belastenden Zeiten stecken, dann sind da kaum Kraft und Ressourcen da für eine ausgiebige Therapeut*innnensuche. Das ist völlig okay und verständlich.

Hier sind ein paar weitere Tipps und Möglichkeiten, die du ausprobieren könntest:

> vielleicht hast du Freund*innen, die du fragen kannst, ob sie dir helfen können bei der Suche (z.B könnten sie für dich recherchieren, anrufen, Mails schreiben etc.)

> wenn es gerade an deiner finanziellen Situation scheitert, dass du dir keine private Therapie leisten kannst (und du keinen Kassenplatz findest), könntest du in deinem Umfeld schauen, ob es Familienmitglieder gibt, die dir das Geld vorlegen können oder dich teilweise mit den Kosten unterstützen. Oder du machst dir einen konkreten Sparplan, wo du z.B alle deine 5€ Scheine sammelst und sparst und dieses Geld dann für eine private Therapie zur Seite legst.

> in akuten Fällen könntest du dir Gedanken darüber machen, ob es Tageskliniken oder stationäre Einrichtungen in deiner Nähe gibt.

> Auf der Website von der Deutschen Depressionshilfe findest du eine Suchfunktion für Adressen von Krisendiensten und Sozialpsychiatrischen Diensten in Deutschland. Bitte nutze sie, um mögliche Anlaufstellen bei dir vor Ort zu finden. Hier der Link zur Suchfunktion:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/krisendienste-und-beratungsstellen/geo_lat/14806/geo_lat_range/100

> Ich habe viele positive Berichte in letzter Zeit von Menschen gehört, die sich selbst eingewiesen haben. Wenn du dich selbst einweisen lässt, kannst du meistens auch selbst entscheiden, wie lange du bleiben möchtest (außer bei hoher Gefahr von Selbst- und Fremdverletzungen). Ein möglicher Weg ist es zu deinem Hausarzt zu gehen und um eine Überweisung zu bitten. Wenn dieser dich nicht Ernst nimmt, dann musst du dir ggf. einen Neuen suchen.

> Ansonsten kannst du auch direkt bei der Ambulanz der nächstgelegenen Psychiatrischen Klinik anrufen 

oder die Telefonseelsorge (in Deutschland 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222) wählen.

> Alle akuten Suizid Gedanken gelten als psychiatrischer Notfall, d.h entweder Notruf 112 oder Polizei 110 wählen.

Mit unserer psychischen Gesundheit ist nicht zu Spaßen. Bitte nimm die ersten Anzeichen ernst und warte nicht bis zum großen Knall. Auch wenn du Freunde/Bekannte in deinem Umfeld hast, von denen du weißt, dass sie womöglich gefährdet sind, dann kannst du sie ggf. damit unterstützen, dass sie um weitere mögliche Unterstützungswege für sich wissen.

7 Schritte, die du gehen kannst, 

um dir einen passenden Therapeut oder eine passende Therapeuten zu manifestieren, der*die dich optimal unterstützen kann.

1)  Intention setzten und Absicht in dir bestärken, dass du einen Menschen finden möchtest, der*die dir einen Raum schenkt, in dem du dich sicher fühlen kannst und die Unterstützung erfährst, nach der du gerade suchst.

Du könntest z.B Sachen zu dir selbst sagen, wie „Ich bin bereit für die passende Unterstützung.“

2) Alle Glaubenssätze von wegen „Ich bin schwach oder ____x____, weil ich Therapie brauche“ ordentlich in die Tonne kloppen und weiter deine Absicht bestärken und Unterstützung einladen.

3)  Würdige dein Bedürfnis nach Unterstützung. Nein, quatsch. ZELEBRIER ES! 

Ein Bedürfnis zu würdigen geht zum Bespiel, in dem du dir eine Hand auf’s Herz legst und dir sagst “Ich darf andere Menschen brauchen. Mein Bedürfnis ist richtig und gut und darf da sein. Und ja, es darf auch groß und schmerzhaft da sein.”

4) Der nächste Schritt ist, dir Gedanken darüber zu machen, welche Form der Therapie dir gerade am besten tun würde. Ist es eine Gesprächstherapie? Körpertherapie oder Körperarbeit? Kunst/Bewegungstherapie? Wonach sehnt sich dein Herz und deine Seele? Du kannst auch Freund*innen, Bekannten*innen nach deren Erfahrungen fragen. Können sie jemensch empfehlen? Oder auch eine therapeutische Richtung? Meine aktuellen Empfehlungen sind nach wie vor Somatic Experience (Peter Levine), NARM (Dr. Laurence Heller), ISF (Internal Family System) und alle anderen körperbasierenden Therapierichtungen.

Es kann hilfreich sein, viel über deine Absicht eine Therapie anzufangen, zu reden. Offen damit umzugehen. Dem Universum klare Zeichen geben, dass du auf der Suche und bereit bist das Passende zu finden.

5) Auf dein Körpergefühl lauschen. Wo nimmst du ein Kribbeln war? Gibt es ein Wort, ein Name, ein Satz, der dich oder etwas in dir besonders anspricht?Oft können wir mit dem Kopf etwas nicht greifen. Das ist auch gut so. Folge den feineren, non-verbalen Botschaften und Signalen.

6) Lass los und Vertraue. Manchmal kann es eine Weile dauern, bis sich das*der*die Richtige gefunden hat. Das ist völlig normal und okay. Wenn deine Zeit gerade herausfordernd ist und dich an deine Grenzen bringt, dann lade ich dich ein während der Warte- und Suchzeit sanft und liebevoll mit dir umzugehen.

Halte inne. Nimm wahr, dass du den ersten und allerwichtigsten Schritt schon gemacht hast, nämlich dir die Erlaubnis gegeben zu haben, dass du dir Unterstützung suchst. Dass du es wert bist, dass Menschen für dich da sind und die dir helfen und dich begleiten. Wir alle brauchen das von Zeit zu Zeit mal. Wie sagt man doch so schön:

“Selbst der beste Therapeut, hat einen anderen Therapeuten an seiner Seite.”

Erkenne an, dass es gerade viel und anstrengend ist, dich das Leben überfordert und du mit Aspekten davon einfach nicht mehr klar kommst. Dieses Bedürfnis Menschen zu brauchen ist ein so menschliches und natürliches und es gibt absolut nichts, wofür man sich da schämen muss.

!WICHTIG! Wenn du gerade in einer wirklich akuten Krise steckst, dann bitte beherzige die Tipps von weiter oben. Trau dich zu deinem Hausarzt zu gehen und nach einer Überweisung zu fragen. Trau dich, dich einem Menschen anzuvertrauen, wie schlimm es gerade wirklich ist und wie sehr du auf Hilfe angewiesen bist. Bitte um Unterstützung und ruf ggf. bei psychiatrischen Einrichtungen in deiner Nähe an und frag nach deinen weiteren Möglichkeiten.

7) Und wenn du dann jemanden gefunden hast, dann vertrau auf dein Bauchgefühl. Fühlst du dich wohl? Fühlst du dich sicher im gemeinsamen Raum? Hast du das Gefühl, der*diejenige kann dich dort abholen, wo du gerade stehst und es fühlt sich einfach gut an? Oder fühlst du dich subtil doch bewertet oder irgendwie falsch gemacht? Falls ja dann lass dich nicht ermutigen und zögere nicht, wieder zu gehen und ehrlich zu sagen, dass irgendwas nicht ganz passt.

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Es gibt diese Zustände, die scheinen nicht zu bewältigen sein. Die sind so unerträglich, dass wir aufgeben und davon in die Knie gezwungen werden. Aber sie sind zu bewältigen. Mit der richtigen Unterstützung ist alles zu bewältigen, was uns im Leben begegnet. Wir müssen nur endlich zulassen, dass wir eben nicht alles alleine schaffen. Vieles. Aber nicht alles.

Auf das dich die richtige Unterstützung, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort findet.

Möge sie dir gut tun, dich bewegen und nähren und mögest du mit frischem Wind und neuen Kraftressourcen deiner Wege weiter segeln.

Alles Liebe dir und viel Kraft,

Kaiya 

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P.s:  Eine Therapie anzufangen, war das Beste, was mir passieren konnte. Ich zerre noch heute von der Erfahrung und den Ressourcen, die ich da gesammelt habe. Such’ dir die Unterstützung. Du hast es verdient.

Kaiya Magdalena