Warum eine offene Beziehung? Nur weil's sexuell irgendwann langweilig wird?

Diese Frage hat mich letztens auf Insta erreicht. Und honestly. Die Frage ist viel zu komplex, als dass ich sie mal eben in einer Insta Story beantworten kann.

Viele Menschen tragen diese Frage in sich. Warum? Warum sollte ich diese Beziehungsform wollen? Was treibt Menschen dazu an, durch wirklich intensive und oft auch schmerzhafte Prozesse zu gehen?

Ich kann nicht für alle antworten.

Aber ich kann dir meine Antwort geben.

Ich hatte gestern übertrieben schönen Sex mit meinem Partner. Die Art von Sex, wo nach dem Orgasmus die emotionale Welle kommt und ich in seinen Armen liege, völlig zerflossen und am weinen, so tief berührt wurde ich.

Lass uns das aber gleich in Perspektive setzen: Diese Art von Sex haben wir nicht alle Tage und ich würde sagen grob geschätzt 4 von 5 Malen haben wir stinknormal Alltags6. Hier mal ein Toy oder eine Fantasie und da mal was Neues, aber für den Reality-Check .. wir haben nicht die ganze Zeit abgefahrenen tantrischen, total verbundenen 6. Nein, einfach nur nein.

Pff. Wir sind Eltern. Ich weigere mich bei diesem “wer hat das krasseste 6leben” mitzumachen.

Ich weigere mich unser 6leben abzuwerten, nur weil ich noch nicht multi-orgasmisch bin und wir nicht jedes Mal ein spirituelles Erlebnis haben.

Und auch wenn meine „spirituelle sacred goddess“ Seite sich es manchmal anders wünscht, möchte ich mich auch nicht verblenden lassen von dem ganzen woowoo Talk.

Mein Alltag sieht anders aus. Seeehr anders. Ich bin seit über 2,5 Jahren Mutter.

Nichtsdestotrotz sind mein Partner und ich beide committed unsere 6ualität lebendig zu halten.

Unsere Sexualität fängt dann an einzuschlafen, wenn unsere emotionale Verbindung im Alltagsgewusel schwächer wird und nicht mehr genügend Platz hat. Dann fängt es an schwierig zu werden.

Wir achten als Paar gemeinsam sehr darauf, dass es eben nicht passiert, dass dann aus dieser emotionalen Unverbundenheit losgezogen wird und sich mit anderen für sexuelle Abenteuer getroffen wird.

Wir haben ein Auge drauf, dass unser Tank (sowohl emotional, als auch sexuell) wirklich voll ist. Das wenn wir uns mit anderen treffen, es aus der Fülle kommt. Und nicht aus einem Mangel mit dem wir versuchen Löcher zu stopfen, die gerade in jedem von uns und in unsere Beziehung da sind.

Ist das immer leicht? Nö. Oft ist es der steinigere Weg.

Letztens hatte ich richtig Bock auf ein Date & Abenteuer und mein Partner hat Nein gesagt.

Warum? Weil es zwischen uns gerade nicht gut lief. Wir haben uns wenig miteinander verbunden gefühlt, haben uns innerlich nicht richtig erreicht und waren uns ein bisschen fremd.

Ich war wieder mehr in meinen unabhängigen Anteil, hab mich ein bisschen eingesperrt gefühlt und wollte einfach nur mein Ding machen. Ausbrechen aus dem Elternleben. Einfach mal wieder single sein und einen Scheiß auf alles geben.

Leider passiert es mir nur auffällig oft, dass wenn ich in diesen Modus der Unabhängigkeit rutschte, es irgendwo in mir etwas gibt, was ich nicht ganz fühlen will. Einen Schmerz, eine Trauer, Unzufriedenheit, Frust, Wut .. ich bin dann im Widerstand mit meiner Lebensrealität und oft auch am verdrängen.

Ich hab bestimmt keine Freudensprünge gemacht, als mein Partner „Nein“ gesagt hat. Im Nachhinein war ich ihm trotzdem dankbar, dass er mich nicht einfach losziehen lassen hat. Es hätte unsere eh schon schwache Verbindung nur noch mehr belastet.

Weil wir zwei, wir sind die gemeinsame Basis, auf die unser Alltag und Leben gebaut ist.

Wir sind der Boden und das Fundament. Und wenn es da wackelt, dann wackelt das ganze Gerüst.

Er hat mich dann unterstützt, das zu fühlen, was ich alleine nicht fühlen konnte. Und unser Kanal, unsere emotionale Verbindung, konnte wieder fließen. Und da war das Gefühl wieder.


Ein Gefühl von Nähe, Vertrauen & Wärme. Liebe eben.

Es gibt so verdammt viele verschiedene Wege ein Beziehung wirklich bewusst und tief zu gestalten. Wir haben uns für den Weg entschieden, die Themen von 6ualität und Anziehung zu anderen mit reinzunehmen und sie bewusst Teil unserer Beziehung sein zu lassen.

Es gibt unserer Beziehung Tiefe, Bewusstheit, ab und an auch mal den besonderen Kick. Aber vor allem gibt es unserer Beziehung Stabilität und Sicherheit.

Weil wir immer wieder die Erfahrung machen: Das, was uns zusammenhält, geht weit darüber hinaus, wie toll unser 6 ist und wie exklusiv wir miteinander sind.

Das, was uns zusammenhält, ist unsere bewusste Entscheidung für den gemeinsamen Weg. Wir sind das Fundament. Und gleichzeitig machen wir immer wieder die Erfahrung, wie sehr wir uns doch 6uell erfüllen können, obwohl es mal Durststrecken gibt oder der 6 mit anderen anziehender wirkt.

Das, was uns zusammenhält, ist wirklich bewusste und reife Liebe.

Unsere Sicherheit ziehen wir aus unserer Liebesfähigkeit. Weil wir uns so sehr vertrauen, dass wir den Weg zurück in einen liebevollen und verbundenen Zustand immer wieder finden werden. Weil wir uns vertrauen, dass wir notfalls die Bremse ziehen mit den Kontakten nach außen und uns wieder in den Fokus stellen.

Und daraus ziehen wir unsere Sicherheit.

Nicht aus der sexuellen (oder auch emotionalen) Exklusivität.

Kaiya Magdalena