Wir sind mehr als das, was wir erfahren haben.

Nicht die Beziehung ist gerade dafür verantwortlich, dass es mir schlecht geht.

Sondern mein Trauma und meine Wunden, die sowieso schon in mir waren.

Nicht der Mensch, mit dem ich gerade bin, ist dafür verantwortlich, dass es mir schlecht geht.

Sondern das, wovon ich zu viel erfahren habe und was nicht gut für mich war.

Nicht das Leben, wie es gerade ist und was es an Herausforderung mit sich bringt, ist dafür verantwortlich, dass es mir so geht, wie es mir geht.

In all dem – wenn ich aufgegeben habe Schuldige und Angeklagte zu finden – ist etwas so viel Größeres versteckt.

Irgendwann, wenn all möglichen Wege im Außen sich scheinbar wie von zauberhand von selbst versperren, Freunde nicht mehr zu erreichen sind, Verabredungen nicht funktionieren, alles, was an Halt und Stabilität da war, wegbricht – kurz gesagt: es nicht mehr weiter geht

dann werde ich unweigerlich – ob ich will oder nicht – auf eine innere Ebene zurückkatapultiert, die, wenn ich nicht weiß, wie mit ihr umzugehen, mich in unglaubliche Ohnmacht und Hilflosigkeit stürzen kann.

Diese Begegnung mit dieser inneren Ebene kann alles oder nichts sein.

Sie kann der entscheidende Wendepunkt sein, an dem ich mich entscheiden kann: Bleibe ich weiterhin in einem eingeengten Opferzustand oder werde ich zum aktiven Mitgestalter und schaffe es, die volle Verantwortung für mein Leid wieder zu mir zu nehmen?

Nichts und niemand ist verantwortlich für mein Leid.

Kein anderer Mensch, keine Beziehung, keine Lebensumstände.

Die Frage aber ist, ob ich es schaffe, den Raum in mir so groß und weit werden zu lassen, dass ich mein Leid in mir beheimaten kann?

Hat es einen warmen Platz in mir gefunden, dann kann ich es bemuttern und umsorgen. Dann kann ich mein Leid gegebenenfalls beschützen und befragen, was es gerade am meißten von mir braucht.

Erst dann kann ich wirklich für mein Leid da sein. Auch und vorallem dann, wenn alle anderen wegfallen.

Und diese Erfahrung ..

diese Erfahrung von .. Ich kann mich selbst in meinem größten Leid und in meiner größten Not selber halten .. ich muss es nicht, aber ich kann es ..

.. diese Erfahrung wünsch ich ein jedem von uns.

Weil dann kann ich Zeugin sein von meinem Zerbrechen. Kann dabei zuschauen und mein Leid erspüren und gleichzeitig wahrnehmen:

Ja, da ist gerade viel Leid und Qual in mir. Aber ich bin es nicht. Ich bin nicht das Zerbrechen.

Ich bin so viel mehr als das. Ich bin die Instanz, die dabei zuschauen kann. Das Bewusstsein, das sich dessen bewusst ist.

Ich bin so viel mehr, als das, was mir gerade widerfährt. Das, was scheinbar jede Zelle meines Körpers einnimmt. Das, was sich so endlos schmerzhaft anfühlt.

In all dem, auch wenn ich drohe unterzugehen im Gefühl, der Emotion und im Schmerz, in all dem bin ich immer noch da und kann mich spüren. Ich schaue zu, was mit mir gerade passiert und verbinde mich gleichzeitig mit der Instanz, die stärker ist als all das. Die, die immer da bleibt. Die, die unzerbrechlich ist.

Das bist du.

Erst dann wirst du ein Gespür für deine Unzerbrechlichkeit bekommen. Du kannst zerbrechen und leiden, so viel du willst, aber etwas in dir, der Teil in dir, der/die Zeuge/Zeugin sein kann, wird immer ganz und vollkommen bleiben. Dieser Teil verlässt dich nicht.

Also .. lasst uns eins nicht vergessen:

Wir sind mehr als unser Leid.
So unglaublich viel mehr.

Alles Liebe dir,

Kaiya 

Kaiya Magdalena