Warum es wichtig ist, hassen zu können (und zu dürfen)

Etwas, das ich tiefer verstanden habe in den letzten Wochen, ist, dass wir Menschen hassen oder verabscheuen können, ohne ihnen ihren Wert und ihre Würde zu nehmen. Und das ist wichtig. Weil wenn wir in dem Glauben stecken, dass es nicht erlaubt sei zu hassen oder zu verabscheuen, dann sind wir ziemlich aufgeschmissen, wenn wir diese starken Empfindungen in uns wahrnehmen können. Weil die Energie dann stecken bleibt. Weil in diesem Hass sich ein großes NEIN wiederfindet, was gelebt und gewürdigt werden will, ein Nein, das abgeholt werden möchte. Aber wenn wir uns noch nicht mal erlauben, Menschen zu hassen oder einfach richtig richtig doof zu finden, dann können wir das nein erst gar nicht finden. Aber wir können Menschen hassen (oder richtig richtig doof) finden, ohne ihnen ihren Wert und ihre Würde zu nehmen. Weil es etwas in uns gibt, wo wir instinktiv wissen, dass sich das nicht richtig anfühlen würde. Und es ja auch genau das ist, was wir selbst auch verabscheuen. Also wollen wir es nicht tun.

Wenn Hass in uns ist, dann ist es wichtig, dass dieser sich entfalten darf und abgeholt wird. Wenn nicht bleibt er stecken oder schlimmer, richtet sich gegen uns selbst.

Also – wie geht das Hass zu spüren und da sein lassen zu können, ohne die andere Person runter zu machen und seinen*ihren* Wert (den ALLE von uns haben) zu vernichten?

Es geht so, in dem wir differenzieren, was genau wir hassen. Weil wir hassen oft nicht den Kern der Person, sondern das Verhalten und das, was uns zu unrecht angetan wurde. Das hassen wir. Und in dem wir all die Kraft aufbringen, in dem wir uns das erlauben und sagen „Ich hasse das, was mir DURCH diese Person wiederfahren ist“ und (ja, vielleicht hasse ich auch ein Fünkchen dolle diese Person selbst, was natürlich für eine gewisse Zeit auch völlig okay ist) erst dann kann sich dieser Widerstand, der sich in dem Hass befindet, verbreiten. Erst dann kann dieses Nein, was ich in mir spüre, groß werden und das tun, was seine Aufgabe ist: Mich beschützen. Und zwar vor eben diesen Erfahrungen, die schlimm für mich sind. Die mich in meiner Würde und meinen Wert angreifen und mich als Person in Frage stellen.

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Was ich damit sagen will und warum es mir wichtig ist:

Hass ist nichts, was nicht sein darf. Hass will was.

Und Hass will vor allem eins: Gesehen und wertgeschätzt werden.

Von einem selbst und von anderen.


Kaiya Magdalena